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Was tun gegen rechte Parolen?

„Als Demokrat:in bin ich parteiisch“, betonte Luis Caballero gleich zu Beginn seines Argumentationstrainings gegen rechte Parolen in Haus Wasserburg am Samstag, 6. September 2025, bevor er erklärte, was hinter Stammtischparolen steckt und wie man sie kontern kann. Diese Veranstaltung war eiine Kooperation der Fachstelle Jugend im Visitationsbezirk Koblenz mit dem Haus Wasserburg.
Blick auf die Begrüßungsfolie
Datum:
21. Okt. 2025
Von:
Mathias Birsens

Koblenz/Vallendar. „Es gibt kein Rezeptbuch“, warnte der Demokratieforscher und Argumentationstrainer Caballero gleich zu Beginn des fast sechsstündigen Workshops „Rechten und diskriminierenden Aussagen begegnen“ die 20 Teilnehmenden. Trotzdem zeigte er während des Argumentationstrainings eine ganze Fülle von Reaktionen auf menschenfeindliche Aussagen, die alle wirkungsvoller sind, als zu schweigen.

Zu Beginn wurde in Kleingruppen gesammelt, was die Teilnehmenden schon über Stammtischparolen, ihre Hintergründe, Motivation und Hindernisse zu widersprechen wissen und dann mit Hilfe des engagierten Referenten zusammengetragen und ergänzt. Um die Teilnehmenden zu ermutigen dieses Wissen praktisch zu nutzen, folgten nach der Mittagspause praktische Übungen: Zuerst probierte die bunt gemischte Gruppe an Teilnehmenden sich darin aus, Position zu Aussagen zu beziehen, diese zu begründen, aber auch andere Positionen zu verstehen und ihre eigene in der Folge gegebenenfalls zu ändern. Nachfragen, wie etwas gemeint ist und welches Weltbild dahinter steckt, ist laut Caballero ein wichtiges Werkzeug in der Auseinandersetzung mit problematischen Aussagen und oft hilfreicher als „die Brücke zurück zum demokratischen Diskurs ganz abzureißen“. Gleichzeitig sei es aber auch wichtig, rote Linien zu definieren und die Einhaltung von Gesprächsregeln konsequent einzufordern. „Ich diskutiere nicht, ob der Holocaust stattgefunden hat, Frauen das Wahlrecht entzogen werden soll oder ob an der Grenze Schusswaffen gegen Geflüchtete eingesetzt werden sollen“, nannte Caballero als Beispiele. Wie man das schafft, konnten die Teilnehmende im zweiten Rollenspiel ausprobieren und beobachten, als in der Betriebskantine plötzlich sexistisch, rassistisch und homphob gegen die neue Vorgesetze gehetzt wurde. Dabei wurde deutlich, dass Demokratieverteidiger:innen sich manches von den „Parolenschwinger:innen“ abschauen können; etwa sich gegenseitig zu bestärken. Auch konstruktiver, also nicht herabwürdigender, Humor, indem man bewusst den gesetzten Rahmen verlässt, könne helfen den „Parolenschwinger:innen“ die Grundlage zu entziehen, so Caballero.

Genau diese „spielerische Herangehensweise“ ans Widersprechen und Argumentieren gab einer der Teilnehmenden im abschließenden Feedback als persönlichen Lerneffekt und Motivation aus dem Workshop an. Viele Teilnehmende wünschten sich eine Fortsetzung des Argumentationstrainings, das nun schon zum dritten Mal in Haus Wasserburg stattfand und auch weiterhin stattfinden soll.

Einblicke in das Argumentationstraining

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